Ausstellung "GrenzGewalt. Die Viadrina in den 1990er Jahren" an der BTU Cottbus-Senftenberg
Anfangsdatum:
07.12.2022 12:30
Enddatum:
31.03.2023 20:00
Ort:
Foyer Haus 10, Campus Sachsendorf, BTU Cottbus-Senftenberg
Die Vernissage der Ausstellung findet am 07.12.2022 um 12:30 Uhr statt und wird inhaltlich von den Organisator:innen begleitet.
Eine komplexe Gemengelage historischer Ereignisse prägten die ‚Nachwendezeit‘ der 1990er Jahre in Frankfurt (Oder): Der wirtschaftliche Zerfall der DDR, die Grenzöffnung zwischen Polen und der BRD, die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, und bis dato ungesehene neonazistische Gewaltausbrüche. Zeitgleich tritt eine europäische Idee Frankfurts auf den Plan: Die Erzählung vom »Straßburg an der Oder«. Die europäische Vision manifestiert sich in der Idee einer Schwesterstadt Słubice in Polen und der Europa-Universität Viadrina als Vorzeigeprojekte einer gelingenden europäischen Integration.
Daneben steht ein gewaltbereiter Neonazismus und Rassismus in Frankfurt (Oder): Was der Autor und Journalist Christian Bangel unter dem Hashtag »#Baseballschlägerjahre« zum Erzählaufruf an die Jugend der 1990er Jahre in Ostdeutschland gemacht hat, zeigt in den sozialen Medien das Ausmaß der Gewalt, die sich in die Erfahrungswelten der Jugendlichen eingebrannt hat. Frankfurt (Oder) wird dann nur zu einem von vielen Orten, wo rechte Gewalt auf den Straßen den Alltag bestimmt und sich nicht nur gegen Pol:innen, ehemalige Vertragsarbeiter:innen oder allgemein gegen Menschen mit internationaler Geschichte richtet, sondern gegen jeden und jede, der:die nicht politisch rechts steht. Auch Studierende und Angehörige der Viadrina wurden Opfer der Gewalt: Das Studierendenwohnheim wird von Neonazis in Brand gesteckt, ausländische Studierende werden auf der Straße attackiert und verprügelt.
Die Ausstellung »GrenzGewalt« nimmt diese Perspektive in den Blick und stellt erstmals die Rolle der Universität ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Konkret fragt sie nach der öffentlichen Positionierung der europäisch gedachten Institution, rückt studentische, wissenschaftliche und aktivistische Initiativen in den Vordergrund und will damit eine kritische Sensibilität in die Gegenwart transportieren. In eine Gegenwart, in der Grenzkontrollen (durch illegalisierte Migration) und Grenzschließungen (durch die Coronapandemie) den Diskurs beherrschen, in der neonazistische, nationalistische und rechte Narrative einen für lange Zeit unmöglich geglaubten Aufwind im öffentlichen Diskurs erfahren.
Aus Zeitzeug:innenperspektiven, mit Archivmaterial und dem Bezug zu unserer studentischen und universitären Gegenwart soll die Ausstellung damit einen Kontrapunkt zu diesen Tendenzen setzen, sie einordnen und aktualisieren – auch in der Hoffnung studentisches Leben und Wissenschaft wieder in die Nähe antifaschistischer und aktivistischer Arbeit zu rücken.
Organisation der Ausstellung: Maria Klessmann, Ronja Kroll, Florian Grundmüller, Georg Hartmann