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Projektquellen


Digitales Panoptikum

Die Webseite stellt Primärquellen, Kartenmaterial und Periodika bereit, die sich mit der Ziehung von Grenzen und der Etablierung von politischer Ordnung in Mittel- und Osteuropa am Ende des Ersten Weltkriegs befassen. Der Nutzer hat Zugriff auf ein Panoptikum der im Projektzeitraum recherchierten Archivquellen aus deutschen, polnischen, britischen, estnischen und litauischen Archiven zum diplomatischen und militärischen Spiel in Ostmitteleuropa nach dem Zusammenbruch der Großreiche. Das Quellenmodul ist das digitale Schlüsselloch, durch das die User in die Hinterzimmer der Diplomatie blicken und sie die Vielfalt der Akteure, Diskurse und Verflechtungen zwischen der Russischen Revolution bis zur Konsolidierung der polnischen Ostgrenzen erahnen lässt. Im Hinblick auf den digital turn hat sich die Kompilation dieser Originalunterlagen damit auch den Chancen und Risiken digitalen Handwerkszeug für die moderne Historiographie zu stellen: So haben sich die Bearbeiter, in dem Bemühen, einen möglichst breiten User-Kreis anzusprechen, für eine detaillierte Verschlagwortung in den Quellen genannter historischer Personen, Orte und Ereignisse entschieden. Im Sinne eines quellenkritischen Zugangs kann dieser Ansatz aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit Probleme der Authentizität und Nachvollziehbarkeit sowie Schwierigkeiten der Kontextualisierung unserer Quellen im Hinblick auf das Thema nicht gelöst werden konnten.

 

Im Spannungsfeld von Paris und Riga

Während in den drei Teilprojekten in der gewohnten Schärfe analytisch publiziert wird, will die vorliegende Quellenauswahl drei Rahmenbedingungen für den herrschenden Zeitgeist des Neuordnungsprozesses vermitteln. 1. Ein Europa der Nationalstaaten in Ostmitteleuropa war 1918 ohne jegliche Präzedenz und keineswegs alternativlos. 2. Es war dementsprechend ein Spiel mit offenen Ausgang, welche Nationalstaaten in welcher Gestalt bestehen würden. Das Ringen um Legitimationen von Staatsgrenzen in Ostmitteleuropa war 3. ein transnationaler Prozess, der sich im Spannungsfeld der Friedenskonferenzen von Paris 1919 und Riga 1921 abspielte. Die Quellen und Materialien sollen einen Eindruck darüber geben, wie der Nachkrieg im Osteuropa im Schatten der Versailler Beschlüsse die Region geographisch und minderheitenpolitisch nachhaltig veränderte. Besonders deutlich wird die Vielfalt der Akteure, Fronten und Armeen am Beispiel einer Ausgabe der liberalen Königsberger Hartungschen Zeitung vom Oktober 1919. Dieses Digitalisat beleuchtet das komplizierte Panorama eines Prozesses, der nicht von den Diplomaten, sondern von den Armeeführern neuer Nationalstaaten und Generälen untergegangener Reiche bestimmt wurde. Im Hinblick auf ein zentrales Forschungsresultat des Projekts „Grenzen, Kriege und Kongresse“ will diese Quellenauswahl veranschaulichen, dass der Vertrag von Riga von 1921 eine Art Anti-Versailles war. Der Friedensvertrag, in dem der polnische Nationalstaat und das bolschewistische Russland die Aufteilung Westrusslands ungeachtet jüdischer, weißrussischer und ukrainischer Autonomieforderungen verabredeten, widersprach der bis heute weit verbreiteten Vorstellung einer Nachkriegsordnung von 1919, die auf dem internationalen Narrativ einer auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker fußenden Nachkriegsordnung stützt.

 

Open Access Prinzip mit Download-Funktion

Das Online-Quellenangebot wendet sich neben Fachwissenschaftlern, Studierenden und Doktoranden an eine interessierte Öffentlichkeit und soll künftigen Forschungen sowie der universitären Lehre Impulse geben. Auch deshalb ist sie dem Prinzip Open Access verpflichtet, so dass Sie die in den Themenmodulen angebotenen Dokumente und Materialien für Ihr Anliegen kostenlos nutzen können. Die Quellenauswahl finden Sie rechts neben dieser Einleitung chronologisch aufgelistet, wobei die Karten in der Reihenfolge am Ende stehen. In diesen Text eingebunden rechts oben eine Einteilung der Quellen nach sachlichen Gesichtspunkten. Nach dem Anklicken einer Projektquelle aus der Liste bzw. der Sachkategorie erscheint unter dem Titel auf der linken Seite die ausgewählte Quelle als Thumbnail, unter dem  der User mittels der Download-Funktion im XML-Format bzw. als Bilddatei Zugriff auf das jeweilige Digitalisat hat. In der Bildmitte erscheint dann eine Transkription der Dokumente in deutscher, englischer oder französischer Originalsprache. In diesen Transkriptionen können fachterminologische Begriffe (blau unterlegt) angeklickt werden. Diese werden in den entsprechenden Hyperlinks auf Seiten der Deutschen Nationalbibliothek bzw. Wikipedia erläutert. Am Ende dieser Seite findet der User unter ‚Info‘ die bibliographischen Angaben, die in der Regel auf Fundstellen der Originale in den Staatsarchiven verweisen. Diesbezüglich bitten wir Sie aus urheberrechtlichen Gründen sorgsam mit den Quellen des Projektes Grenzen, Kriege und Kongresse umzugehen, d.h. wie unter Info vorgegeben zu zitieren und nachzuweisen.