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Die globalisierte Peripherie: Atlantikhandel, sozioökonomischer und kultureller Wandel in Mitteleuropa (ca. 1680 bis 1850)

Projektleitung:

Kooperationspartner:innen:

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektlaufzeit:

seit Januar 2015

Projekthomepage

Projektbeschreibung:

Die Beziehung zwischen dem frühneuzeitlichen Zentraleuropa – breit definiert als die Territorien des Heiligen Römischen Reiches – und der atlantischen Welt wurden bisher in der Forschung zur Atlantic History weitgehend ignoriert. Dieses Projekt untersucht die Integration scheinbar isolierter Peripherien in globale Märkte anhand

  • des Exports zentraleuropäischer Erzeugnisse für den Ankauf afrikanischer Sklaven sowie Konsum in der Neuen Welt,
  • des Imports afrikanischer und amerikanischer Produkte und deren Auswirkungen auf die materielle Kultur und das gesellschaftliche Gefüge im Reich.

Diese Themen sollen anhand von drei zusammenhängenden Teilprojekten zum langen 18. Jahrhundert analysiert werden, in dem sowohl der transatlantische Sklavenhandel und die Plantagensysteme, als auch die europäischen Protoindustrien ihren Höhepunkt erreichten.

Niedrige Löhne in Pommern, Schlesien, Galizien, etc. machten es möglich, Leinen aus dieser Region mit Baumwollstoffen aus Indien auf westeuropäischen, afrikanischen und amerikanischen Märkten konkurrenzfähig zu halten. Die Netzwerke schlesischer Leinenhändler, die zur Verbreitung ihrer Waren Kontakte in die Seehäfen Westeuropas knüpften, werden daher als eine Fallstudie innerhalb des Projekts dienen. Ein zweites Teilprojekt beschäftigt sich mit zentraleuropäischen Waren, die über Frankreich und Portugal nach Afrika geliefert wurden, wo die differenzierte Nachfrage wiederum die Produktion in Zentraleuropa stimulierte. Dieser Teil des Vorhabens wird die zentraleuropäischen Interessen im Sklavenhandel sichtbar machen und auch hugenottische und sephardische Händlernetzwerke im Blick behalten. Das dritte Teilprojekt untersucht die Wirkungen des immer breiteren Konsums atlantischer Produkte auf gesellschaftliche Transformationen (wie etwa die Entstehung von „middling sorts"), mit Blick auch auf weniger bekannte Waren.

Die Integration europäischer Peripherien in globale Märkte sowie das demographische Wachstum, das durch zusätzliches Einkommen aus proto-industrieller Beschäftigung möglich wurde, suggerieren eine „arbeitsintensive" Entwicklung in Zentraleuropa im Gegensatz zur „kapitalintensiven", die als europäisches Charakteristikum gilt. Indem diese Hypothese die verbreitete Dichotomie zwischen Asien und Europa anhand zentraleuropäischer Beispiele hinterfragt, trägt sie zu aktuellen Debatten über die unterschiedlichen Pfade zur Industrialisierung bei.

 

Anka Steffen hat für Ihre Dissertation „Die ‚Priesterschaft des heiligen Merkur‘. Schlesische Wirtschaft im globalen Kontext“ am 22. Juni 2023 in Bamberg den Dissertationspreis der Gesellschaft für Globalgeschichte erhalten. Das Viadrina-Logbuch führte dazu ein Interview mit der Autorin, das hier zu finden ist.

 

Publikationen im Projekt:

Cover_Global-Peripheries ©Boydell & Brewer

Weber, Klaus/ Wimmler, Jutta (ed.):"Globalized Peripheries. Central Europe and the Atlantic World, 1680-1860", Suffolk: Boydell & Brewer 2020.

 

Cover Wimmler 2017 ©Brill

Wimmler, Jutta:„The Sun King's Atlantic. Drugs, Demons and Dyestuffs in the Atlantic World, 1640 – 1730“ (The Atlantic World, Band 33), Leiden: Brill, 2017.

Zuordnung des Projekts zu den Gegenstandsbereichen:

Grenze
Migration