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Neues Projekt im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs der Leibniz-Gemeinschaft gestartet: Migration und Unternehmertum in Serbien und Kosovo

Projektförderung für Forschung zu Migration und Unternehmertum in Serbien und Kosovo


Die Abwanderung großer Teile der eigenen Bevölkerung stellt für Serbien und Kosovo ein enormes Problem dar. Manchmal liegt darin aber auch eine Chance: Wenn Auswanderer und Auswanderinnen zurückkehren und mit neuem Knowhow und ihrem Ersparten Unternehmen gründen oder neue Ideen in die Gesellschaft einbringen. Auch die Regierungen beider Länder setzen große Hoffnungen in solche Impulse für ihre schwächelnde Wirtschaft. Unter welchen Bedingungen diese Gründungen geschehen und welche Hindernisse sich auftun, das soll ein Projekt unter Beteiligung von drei führenden Forschungseinrichtungen untersuchen. Dafür bewilligte die Leibniz-Gemeinschaft insgesamt rund 800.000 €.

Berlin/Regensburg. Die Förderung wurde im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs der Leibniz-Gemeinschaft nach einem anspruchsvollen Auswahlverfahren bewilligt. Das Projekt trägt den Titel „Familien, landwirtschaftliche Betriebe und Firmen im transnationalen Kontext: Migrantische Unternehmer in Kosovo und Serbien seit den 1960er Jahren“. Beteiligt sind das Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) in Regensburg, das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien in Halle (Saale) und die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Gleitet wird das Projekt von dem Historiker Prof. Ulf Brunnbauer, der Agrarökonomin Dr. Judith Möllers und der Sozialanthropologin PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits.

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht eine Entwicklung, die auch Auswirkungen auf Deutschland hat: Serbien und Kosovo sind, wie die gesamte Region Südosteuropa, seit Jahrzehnten stark von Aus- und Rückwanderung geprägt. Hunderttausende ziehen ins Ausland, viele davon in die Bundesrepublik. Die Abwanderung führt vor Ort zu Bevölkerungsrückgang und Mangel an Arbeitskräften. Aber es gibt auch positive Rückwirkungen: Geld, das Migrantinnen und Migranten beispielsweise an Verwandte in ihrer alten Heimat schicken, lindert Armut; häufig kehren Ausgewanderte auch wieder zurück und investieren in neue Unternehmen oder bringen neue Ideen mit. Das Forschungsprojekt untersucht die Motivation von Migrantinnen und Migranten, in ihrer „alten“ Heimat aktiv zu werden, welche Rolle dabei die Politik spielt und wie diese Aktivitäten auf das lokale Umfeld wirken. Dabei werden historische und gegenwärtige Fälle verglichen. Denn schon im sozialistischen Jugoslawien gab es sogenannte „Gastarbeiterfabriken“, gegründet von Rückkehrenden, die zuvor häufig in Fabriken der BRD und anderswo Knowhow gesammelt hatten.

Ulf Brunnbauer, Direktor des IOS und einer der Projektleiter, der seit Jahren historische Migrationsprozesse in Südosteuropa erforscht, betont: „In der Strategie der Regierungen von Serbien und Kosovo spielen Investitionen durch die viele Migranten und Rückkehrer schon seit Längerem eine bedeutende Rolle. Die Migranten wiederum beklagen sich oft über die Korruption in diesen Ländern, was Unternehmensgründungen ausbremst. Solche Widersprüche zu analysieren, ist ein Ziel dieses Projekts, wobei wir Fallbeispiele aus den 1970ern mit aktuellen vergleichen."

Für das Projekt arbeiten Forschende aus Geschichte, Politikwissenschaft, Agrarökonomie und Sozialanthropologie zusammen. Einen Schwerpunkt bildet zudem die internationale Kooperation mit Partnern in Belgrad und Prishtina sowie Partnern aus der Entwicklungszusammenarbeit (giz und FAO). Gleichzeitig soll durch die Einbindung von drei Promovierenden der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren.